Tempelreinigung und Fake News – Gedanken aus einer leeren Kirche

Unser Herr und Meister wurde dann doch gewalttätig. Da, wo er den weltlich-religiösen Handel und Wandel vor dem Jerusalemer Tempel ein Ende setzte. Wenigstens für den Moment.

Der ganze Bereich sei ein Ort des Gebetes.

Es muss Zeiten und Orte geben, die ganz frei sind für die Zwiesprache mit Gott. Es geht um Wahrheit. Wer oder was macht mein Leben wahrhaftig, wie finde ich einen Sinn, der meinem Leben und dieser Welt überhaupt Tiefe und Würde gibt?

Die übliche Geschäftigkeit bringt mit sich nicht nur Handel und Wandel, sondern auch Klatsch und Gerücht, Lug und Trug.

Dann definiere ich mich z.B. über angeblich gesunde Hautbräune, die ich wohlfeil kaufen kann. Oder über Likes, die ich erhalte, wenn ich ins Internet mich ergieße.

Und damit bin ich beim Thema, auch dieser Tage:

Viele beten das Internet an und widmen sich in fast religiösem Eifer, dort möglichst viel unterwegs und vertreten zu sein, auf der Suche – ja, nach was? Und nun werden wieder viele Gerüchte verbreitet in Bezug auf die Pandemie, einige haben sogar die Who erreicht, etwa der Zusammenhang von Ibuprofen und der Schwere möglicher Erkrankung.

Wobei man doch bei jedwedem Medikament zu Risiken und Nebenwirkungen IMMER der Arzt oder Apotheker fragen sollte.

Als das WWW gegründet wurde, diente es dem freien Austausch der Wahrheit. Forscher wollten auf dieser Plattform über Grenzen hinweg ihre Forschungen einander mitteilen und diskutieren – auf der Suche nach Wahrheit.

Inzwischen darf ich gefühlt 99,9% dessen, was da auf dem Bildschirm erscheint, nicht mehr trauen.

Ach, käme einer, der diesen ganzen Müll, wenigstens für diese Zeit, rausschmeißt.

Aber das wäre vielleicht diktatorisch, Zensur.

Bleibt mir also nichts anderes übrig, gerade im Blick auf Jesu Tempelreinigung, sorgsam nach Orten Ausschau zu halten, wo vertrauenswürdige Informationen ohne jeglichen Verschwörungs- und Hassgehalt dargeboten werden.

Ob sich unser Herr und Meister hinter den sachlichen Besonnenen verbirgt, etwa im Robert-Koch-Institut, oder in Marburg, ja, sogar hinter Politikern, die sehr umsichtig agieren?

Gerade in diesen Zeiten lerne ich neu, wo was zu lesen lohnt und was ich getrost gar nicht erst anzuklicken brauche.

Und ansonsten habe ich Zeit, viel zeit und Ruhe. Z.B. für ein Gebet, für Gedanken, die mir beim Rezitieren von Psalmen kommen oder bei guten Gedanken auf einem Kalenderblatt.

Z.B. „Ich will der Wahrheit ein Zeuge, den Mitmenschen ein Bruder sein! (Adolf Kolping, 1813-1865).