Kreuzweg 2020 6. Station – Mittwoch der Heiligen Woche

Der Heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Zum Bild:
Stellvertretend für alle Freunde, Jüngerinnen, Bekannte, die Jesu Sterben von nah oder fern miterleben mussten, tragen Jesu Mutter Maria, sein Jünger Johannes, Josef von Arimathäa (der Stifter des Grabes) und Nikodemus (der Jesus verbundene Pharisäer) seinen Leichnam zum Grabe.
Bei Begräbnissen vor allem reicher Persönlichkeiten wurde deren Leichnam nicht nur mit Leinenbinden umwickelt, sondern zuvor auch gewaschen und mit wohlriechenden Essenzen gesalbt. Ein letzter Liebesdienst. Auf dem Bild ist das angedeutet durch die zwei Tonkrüge. Doch laut der Evangelien war dafür keine Zeit mehr, weil der Sabbat schon anbrach und solche Handlungen am Sabbat verboten waren. Dafür wollten es die Frauen ja am Tag nach dem Sabbat nachholen. Und kamen nicht mehr dazu, weil Jesus von den Toten erweckt worden war. So verweisen diese beiden Tonkrüge bereits auf Ostern.

Die Geschichte aus der Bibel:
Man wickelte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch nie jemand gelegen hatte.
Und es war Rüsttag, und der Sabbat brach an.
Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren aus Galiläa, und sahen das Grab und wie sein Leib hineingelegt wurde.
Sie kehrten aber um und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Und den Sabbat über ruhten sie nach dem Gesetz.

Zum Nachdenken:
Sie nehmen Abschied: Maria, einige Frauen, wenige Männer. Die Freunde von Jesus, die bis zuletzt ausgehalten haben und bei Ihm geblieben sind. Sie halten zusammen. Gemeinsam tun sie das, was sie für Jesus noch tun können: Sie haben die Leiche von Jesus in ein Leinentuch gewickelt. Sie werden sie auch noch mit duftendem Öl einreiben.
Sie blicken Jesus noch einmal an: so werden sie sich an Ihn erinnern. Sie werden Jesus niemals wiedersehen, davon sind sie überzeugt. Der Abschied ist endgültig. Zusammen tragen sie die Leiche in ein Höhlengrab.

Das Grab wird verschlossen.

Du stehst auf dem Friedhof und kannst es noch nicht fassen.
Der Sarg ist verschlossen. Liebevoll mit Blumen geschmückt. Er wird ins Grab gesenkt. Endgültig. Deine Freundin, mit der zusammen du so viel erlebt hast, lebt nicht mehr. Ein Fahrradunfall.

Jemand hat die Powertaste gedrückt. Aus. Kein Bild mehr.
Das Gesicht, das dir vertraut war, ist nicht mehr zu sehen. Dir bleiben nur noch gute Erinnerungen. Es ist schwer, das auszuhalten. Du bist völlig traurig. Es ist gut, dass du nicht alleine bist. Deine anderen Freunde und Freundinnen sind bei dir. Ihr könnt Euch gegenseitig umarmen und trösten.
Aber tief in dir ist eine Sehnsucht:
Dass trotzdem nicht alles zu Ende ist. Vielleicht stimmt es ja doch, was du vorhin bei ihrem Trauergottesdienst in der Kirche gehört hast: Dass mit dem Tod nicht einfach alles aus ist. Weil es Jesus gibt. Du kannst die Hoffnung in deinem Herzen spüren wie einen sanften goldenen Glanz im Dunkeln.

Deine Freunde und dich – was hält euch zusammen?
Was ist eigentlich der Tod aus deiner Sicht?
Wenn sich dein Leben gerade nach „Power Off“ anfühlt: Was gibt dir Hoffnung? Wer? Wie?

Zum Beten:
Jesus,
Du bist uns nah,
wenn wir zusammen nach Dir fragen,
zusammen das Leid ertragen,
zusammen Hoffnung haben.
Dafür danken wir Dir.
Amen.

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Zum Hintergrund dieser Texte:

Zum Freitag, den 3. April, luden wir ein zu einem ökumenischen Kreuzweg in Petterweil. Doch den aktuellen Umständen geschuldet können wir ihn so nicht begehen. Und sollten es auch nicht. Dennoch sollen das Material nicht umsonst gekauft und die Gedanken dazu nicht umsonst gemacht worden sein. Wir laden ein, diesen gemeinsamen Weg von Tag zu Tag bis Karfreitag auf diese Art zu gehen. Wir folgen den Gedanken des ökumenischen Kreuzweges der Jugend „Icon“. „Icons“ sind in der modernen Computerwelt kleine Zeichen, die man anklicken kann, um zu Informationen zu gelangen oder sonstwie den PC zu bedienen. Eigentlich aber steht englisch „Icon“ für „Ikone“. Das sind gemalte Glaubensbekenntnisse in der Bildersprache der Ostkirchen. Entlang solcher Ikonen denken wir, der Botschaft von Jesu Kreuz für unsere Lebenswirklichkeit nachzudenken.

Die Ikonen stammen von einem Ikonenkreuzweg, der in Dresden in der St.-Hubertus-Gemeinde hängt. Wer möchte, kann sich bei geeigneten Quellen zur spirituellen Tradition und künstlerischen Formensprache von Ikonen informieren. Wichtig für uns ist: Solche Bilder laden zum Verweilen ein. Man muss sie auf sich wirken lassen. Denn sie wollen etwas ins Herz des Betrachters hineinwirken lassen, was eigentlich nicht darstellbar und unbeschreiblich ist: Das Geheimnis der Liebe des einen dreifaltigen Gottes. So sind Sie eingeladen, vor allem das Bild zu betrachten. Dazu bieten wir in sehr verkürzter Form Texte und Anregungen aus dem Teilnehmerheft an. Das haben wir für Teilnehmende ja bestellt. Es liegen Exemplare aus in St. Bardo und in der Martinskirche zum Mitnehmen für die, die lieber das Heft in der Hand halten.