Predigt zum Sonntag Kantate (Präd. K. Peter)

Gebet zum Eingang

Jeden Tag neu sollst du wissen:
Da ist einer, der mich hält.
Jeden Tag neu sollst du wissen:
Da ist einer der, mich versteht.
Jeden Tag neu sollst du wissen:
Da ist einer der, mich tröstet.
Jeden Tag neu sollst du wissen:
Da ist einer der, mich liebt.
Jeden Tag neu sollst du wissen:
Da ist einer, der für mich sorgt.
Amen.

Tag für Tag trägst du die Welt und nährst sie.
Und tiefer, als wir wagen, uns vorzustellen,
bist du zugegen, wohin wir auch gehen.
Wir danken dir für deine Gegenwart,
die so verlässlich und treu ist.
Wir glauben an ein Leben aus dir,
so wie wir leben vom Brot
und wie wir hungern und dürsten
nach Frieden und Gerechtigkeit.
Amen

Der Friede Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit und allen, Amen

Liedpredigt: Geh aus mein Herz und suche Freud

Liebe Gemeinde,

„Was klassisch ist“, so der Philosoph Hans-Georg Gadamer, „was klassisch ist, das ist herausgehoben aus der Differenz der wechselnden Zeit und ihres wandelbaren Geschmacks – es ist auf eine unmittelbare Weise zugänglich.“

Kann man das Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“ mit seiner ergreifenden Vertonung in Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion, oder das Weihnachtslied „Ich steh an deiner Krippen hier“ oder „Befiehl du deine Wege“ oder das Abendlied „Nun ruhen alle Wälder“ klassisch nennen? Warum haben die Lieder Paul Gerhardts die Zeiten überdauert, so dass sie uns noch heute unmittelbar zugänglich sind und durch das Kirchenjahr begleiten?

Diese Frage stellt sich um so mehr, als seine dichtenden Zeitgenossen längst vergessen sind. Paul Gerhardt’s Lieder haben bleibende Spuren hinterlassen. Er hat es verstanden, die Dichtkunst seiner Zeit, lutherische Theologie und Bilder und Sprachformen aus der mittelalterlichen Mystik zu verbinden. So übernahm er zum Beispiel das Sonnensymbol – ein Bild für den auferstandenen Christus, oder das Wort „Süßigkeit“ – eine alte Bezeichnung für Gottes Gnade, die wie Honig fließt.

Der Sommergesang „Geh aus mein Herz“ gehört zu seinen beliebtesten Liedern. Für die 15 Strophen, die sich nur selten als ein Ganzes entfalten können, brauchen wir einen langen Atem. Natürlich hat er als lutherischer Pfarrer mit seinem Lied ein Ziel: die Vermittlung und die Stärkung des Glaubens. Er malt uns vielmehr Bilder vor Augen und weckt Emotionen.

Noch vor allem Sinn aber ist die Sprache dieses Liedes Klang. Leichtfüßig und elegant kommt sie daher.. Alles scheint wie mit leichter Hand entworfen, und ist doch nach allen Regeln der Kunst gestaltet. Die rasch wechselnden Bilder vermitteln den Eindruck ständiger Bewegung, aber halten Kurzatmigkeit und Unruhe fern. Sie ziehen emotional in diese Bewegung hinein und ermuntern dazu, sich in dem sprechenden Ich selbst wiederzufinden.

Die Gemeinde singt die 1. Strophe.

Liebe Gemeinde,

In der ersten Strophe, die wir eben gesungen haben, schickt der Dichter sein Herz auf Reisen. „Suche die Freude, suche sie in der Natur, die der Sommer in einen einzigen großen, blühenden Garten verwandelt hat.“

Die Anrede an das eigene Herz ist eine Redefigur, die bei Paul Gerhardt, aber auch sonst im Kirchenlied der Barockzeit häufig vorkommt. Ihren Ursprung hat sie in der Sprache der Psalmen. Sie ist nicht Ergebnis philosophischer Selbstreflexion, sondern Ausdruck der Erfahrung. In der Mitte steht das Herz. Es kann sich der Betrachtung widmen, aber auch auf ein Du beziehen.

In kühner, fast befremdender Weise wird die Unterscheidung zwischen dem Ich und dem eigenen Herzen betont. Das Ich kann manches wissen, und die Augen können manches in den Blick nehmen, ohne dass das Herz davon berührt wird. Und darum wird es aufgefordert, die

Gaben des Schöpfers anzuschauen und sich an ihnen zu erfreuen. „Geh aus mein Herz und suche Freud.“ Sei ein gegenwärtiger Mensch, und du wirst den Gesang des Lebens vernehmen.

Die Gemeinde singt die 2. Strophe.

Liebe Gemeinde, ob wir auch so staunen können? Ob wir auch mit solchen Augen in die Welt blicken können wie dieser Dichter, der sein Lied zum Lobe Gottes mit einem Ausruf des Staunens beginnt und dann offensichtlich aus dem Staunen nicht mehr herauskommt? Der Dichter singt sein Lied, ein hinreißend schönes Lied. So hinreißend, wie nur einer singen kann, der selber hingerissen ist. Und die Interpreten sind dann eigentlich überflüssig. Denn in einem gelungenen Lied, in einem geglückten Gedicht – da gibt es nichts auszulegen. Da versteht sich alles von selbst.

Statt auszulegen gilt es vielmehr einzukehren, um sich mitzunehmen zu lassen von dem, was der Dichter zu sagen hat. Und wenn es gut geht, dann werden auch wir zu Staunenden. Man beginnt ja zu staunen, weil man etwas zu hören und zu sehen bekommt, das ungewöhnlich ist. Darin stimmen Philosophie und Theologie überein. Doch dann trennen sich ihre Wege. Die Philosophie und Wissenschaft will das Nichtwissen überwinden – mit dem Ziel, nicht mehr staunen zu müssen.

Ganz anders verhält es sich mit dem Staunen, das dem Glauben eigentümlich ist und von dem Paul Gerhard singt. Auch dieses Staunen entzündet sich am Wunderbaren. Aber je mehr man das Erstaunliche erkennt, desto staunenswerter und geheimnisvoller wird es. Denn das Erstaunliche ist in diesem Fall Gott. Wer sich auf ihn einlässt, der gerät von einem Staunen ins andere.

Die Gemeinde singt die Strophen 3 bis 8.

Liebe Gemeinde,

Die Erde ist voll der Güte des Herrn. Unbeschwert und im guten Sinne des Wortes „außer sich“ ist der Dichter in den Strophen, die wir eben gesungen haben. Überschwenglich werden die Gaben Gottes gepriesen. Die ganze Natur ist ein Garten. Überall ist vielfältiges, bewegtes, klingendes, überschäumendes Leben, das von Schrecken und Schatten unberührt scheint.

Die Erde ist voll der Güte des Herrn.

Die Erde voll der Güte des Herrn? Wer’s glaubt, wird selig – ist man versucht zu sagen. Hat Paul Gerhard denn keine Augen im Kopf? Gewiß gibt es viel zu bestaunen in unserer Welt. Gewiß gibt es viel, was uns glücklich macht. Und Dichter sehen die Welt ja bekanntlich immer mit besonderen Augen. Aber ist das wirklich das einzige Wort, das man über diese Welt zu verlieren hat? Dergleichen kann nur behaupten, wer so abgebrüht ist, dass er seine Augen einfach verschließt vor der nicht abreißenden Kette von Übeln, die das Leben auf Erden belasten. Und selbst wenn mein eigenes Leben mir einigermaßen unbeschädigt oder gar behütet vorkommt – und vielleicht sogar ist -, selbst dann bleibt doch die Beschädigung des anderen Lebens, das sich neben mir abspielt, unübersehbar. Ein Blick in die kleine Welt um mich herum – von der großen Welt ganz zu schweigen – genügt, um das kühne Bekenntnis zur Güte des Herrn auf beklemmende Weise zu dementieren.

Liebe Gemeinde,

Paul Gerhard war so harmlos nicht, dass er die dunklen Schatten, die zu unserem Leben gehören, nicht wahrgenommen oder gar beschönigt hätte.

Geboren wurde er am 12. März 1607 im sächsischen Gräfenhainichen und wuchs mit drei Geschwistern in einer angesehenen und wohlhabenden Familie auf. Aber den Eltern war es nicht lange vergönnt, mit ihren Kindern zu leben. Paul ist 14 Jahre alt, als er ohne Vater und mutterseelenallein in die Zukunft gehen muss, die nicht nur vom frühen Tod der Eltern, sondern auch vom Leid des 30 jährigen Krieges und später vom Tod vier seiner eigenen Kinder und seiner Frau überschattet und verdunkelt war.

Nach der Schulzeit in Grimma studierte er im tief vom Luthertum geprägten Wittenberg Theologie und arbeitete zunächst als Hauslehrer in Berlin. Erst 1651 ordinierte man den 44jährigen Paul Gerhardt in der Berliner Nicolaikirche auf die lutherischen Bekenntnisschriften. In dieser Lehre ist Gerhardt bis an sein Lebensende beständig geblieben, auch wenn ihn dies Amt und Würde kostete und er Berlin verlassen mußte.

Die letzten 20 Jahre sind vom Lebensleid und Alltagsfreude geprägt. Aus dieser Zeit stammen auch drei der berühmtesten Lieder: Wie soll ich dich empfangen – Befiehl du deine Wege – Geh aus mein Herz und suche Freud.

Paul Gerhardt stirbt am 27. Mai 1676 in Lübben. Er wird im Chorraum – nahe dem Altar – beigesetzt. Seinem einzig lebenden Kind hinterläßt er ein Erbe aus Liedern.

Liebe Gemeinde,

Wenn wir dieses von schwerem Leid gezeichnete Leben vor Augen haben, dann verstehen wir, wie ernst es der Dichter meint, wenn er ein Loblied anstimmt. Es ist wie jede neue Wahrheit der elenden Wirklichkeit ein entscheidendes Stück voraus. Für Paul Gerhardt wird ein leuchtender Sommertag zu einem Gleichnis für das ewige Leben. Mitten im Lebendigen des Augenblicks begegnet das Ursprüngliche, mitten im Natürlichen die ganz andere Welt Gottes. Dies wird nicht nur durch die Beschreibung der Natur als Gottes Garten entfaltet, sondern die Naturbilder sind zugleich voller religiöser Symbolik. Es sind doppeldeutige Bilder. So können Taube, Storch, Schwalbe, Hirsch und Biene sowohl für Christus als auch für den gläubigen Menschen stehen. Der Weinstock weist auf Christus und die Rebe auf die Jünger. Wein und Weizen erinnern an das Abendmahl. Vor allem aber verweist das Bild des Sommers, der Reife und der Ernte auf Gottes Reich.

Es ist eine uralte Erfahrung, die hier zum Ausdruck kommt. Wer hoffen will, muss sich etwas ausmalen. So schaut das Herz mehr, als das Auge sieht. Alles Weltliche kann geistliche Bedeutung gewinnen, und das Geistliche kann in weltlichen Bildern den Sinnen zugänglich werden.

Liebe Gemeinde,

„Nichts mehr wird kommen“ – heißt es am Anfang eines erschütternden Gedichtes von Ingeborg Bachmann, die dann bald für immer verstummte. „Nichts mehr wird kommen“.

Dieser Satz markiert das Ende eines reichen und mitunter widersprüchlichen Lebens. Aber nun tiefste Resignation. Nichts mehr wird kommen. Und dann dieselbe Resignation noch einmal in herzzerreißenden Bildern: Frühling wird nicht mehr werden … Aber auch Sommer und weiterhin, was so gute Namen wie „sommerlich“ hat – es wird nichts mehr kommen. Wohl dem, der die bittere Erfahrung niemals machen mußte, die sich in diesen Sätzen ausspricht: die bittere Erfahrung, keine Zukunft zu haben; die bittere Erfahrung auf nichts und niemanden mehr hoffen zu können; die bittere Erfahrung einer durch und durch tristen Gegenwart.

Paul Gerhard stimmt in seinem Sommergesang ein anderes Lied an. In seinem neuen Lied geht es um das Lob Gottes. Dieses Gotteslob sieht aber gerade nicht ab von dem, was in unserer Welt und in unserem eigenen Leben schlimm und beklagenswert und zum Verzweifeln ist. Das wahre Gotteslob kommt ja gerade von solchen Erfahrungen her. Das wahre Gotteslob gilt dem Gott, der die Tiefen menschlichen Seins kennt, der uns aufrichten und befreien will, der uns stark macht zur Hoffnung. Weil Gott nicht aufhört, in einer oft genug beklemmenden Welt da zu sein, für uns da zu sein, deshalb loben wir Gott. Dieses neue Lied – mit dem wir ein großes Ja zu Gott und auch zu uns selbst sagen – ist der Anfang jenes Zusammenlebens, das ewiges Leben genannt zu werden verdient.

Und Paul Gerhard versteht es, von diesem Anfang zu singen. Er sieht schon, was aus Gottes verborgener Ewigkeit auf uns zukommt. Von einer Herrlichkeit ist da die Rede, die man kaum beschreiben kann. Und so ändern sich die Bilder. Die Sprache verändert sich. Sie wird zur bewegenden Anrede an ein Du und erinnert an das Hohelied aus dem Alten Testament. Eine Sehnsucht wird geweckt, eine Sehnsucht nach der Welt Gottes, die nicht mehr durch das Vorfindliche gestillt werden kann. Mitten in den Topoi des irdischen Gartens meldet sich etwas, das hier keinen Ort hat, utopisch ist: nicht nur lebendig grün, sondern gülden, nicht arm, sondern reich, nicht erfüllt von den Stimmen der Tiere und Menschen, sondern von ganz anderen Stimmen, die ihr Halleluja singen. Im Singen gewinnt das Hier und Dort schon Realität. Im Singen gewinnt das Utopische einen Ort. Wohl dem, der Ohren hat zu hören. Wohl dem, der in solche Töne einzustimmen vermag.

Die Gemeinde singt die Strophen 9 und 10.

Liebe Gemeinde,

Die letzten Strophen sind bestimmt von Bitten. Unaufdringlich werden die zentralen Worte des reformatorischen Glaubens genannt: Geist, Gnade und Glaube. Sie verbinden sich wieder mühelos mit Bildern aus der Welt des Gartens. Aus dem Himmel, in dem Paul Gerhardt soeben noch in Gedanken spazieren gegangen ist, kehrt er in diese Welt zurück. Er weiß: Mein Leben ist anders als das der Tiere und Pflanzen.

Ich verfüge über Freiheit. Ich kann Entscheidungen treffen, bin verantwortlich für mein Tun.

Aber aus eigener Kraft kann ich auf dem guten Weg nicht bleiben. Ich bin immer in Gefahr. Und darum betet der Dichter um Gottes Heiligen Geist, der uns den Mut schenkt, ganz und gar geistesgegenwärtig auf dieser Erde zu leben. Er betet um Gottes Geist, der den rechten Glauben schenken und erhalten kann – so, wie es auch der Spruch dieser Woche sagt:

„Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“

Die Gemeinde singt die Strophen 13 und 14.

Liebe Gemeinde,

Paul Gerhardts Sommergesang geht vom Staunen aus und kehrt am Ende zum Staunen zurück. Und das mag wohl der Grund dafür sein, dass in dieser Dichtung, deren Schönheit man sich schwerlich entziehen kann, am Ende auch keineswegs schon alles gesagt ist. Der Dichter ist in den letzten Verse mit seinem Loblied noch längst nicht am Ende, sondern bekennt: „Mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen. … So will ich dir und deiner Ehr allein, und sonsten keinem mehr, hier und dort ewig dienen.“

Gott täglich nötig zu haben und in den kleinen Ermutigungen und Stärkungen des Alltags die Fürsorge Gottes erkennen“ Ein Tagesthemensprecher schloß die Sendung oft am späten Abend so ab. „Das waren die Nachrichten für heute. Und morgen ist ein neuer Tag.“

Alte Menschen sagen oft, was die Jungen in ihrer Bedeutung manchmal unterschätzen. Sie sagen: „Ich bin froh, dass ich jeden Tag aufstehen kann.“

Gott gebe mir nur jeden Tag, / Soviel ich bedarf zum Leben.

Beim Dichter Matthias Claudius, heißt es:
„Er gibt’s dem Sperling auf dem Dach;
Wie sollt er ’s mir nicht geben?“

Und der Friede Gottes der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
AMEN

 

Predigt zu Himmelfahrt 2018 (Prädikantin Katharina Peter)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft, die der Heilige Geist schafft, sei mit uns allen.

AMEN

Christi Himmelfahrt, liebe Gemeinde, steht heute im Kalender.

Schön, so ein Feiertag, mitten in der Woche. Man kann doch alles Mögliche unternehmen an so einem Tag. Aber – Himmelfahrt – ist das nicht doch eher ein Tag für weltfremde Träumer, die nicht sehen, was um sie herum geschieht, die ihren Blick nur zum Himmel richten?

Da fällt mir die Geschichte von Hans-Guck-in-die-Luft ein aus dem Kinderbuch da heißt es:

,,Der Struwwelpeter“:

„Wenn der Hans zur Schule ging,
stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
schaut er aufwärts allenthalben.
Vor die eignen Füße dicht, ja, da sah der Bursche nicht. – wer braucht schon weltfremde Träumer.

 

Ende der 50´er Jahre gab es einen Wettlauf zwischen der Sowjetunion und den USA. Es ging darum wer den ersten Menschen in den Weltraum bringt. Am 12. April 1961 war es soweit: Der Russe Jurij Gagarin war der erste Mensch im Weltraum. Eine der ersten Fragen, die man ihm nach seiner Rückkehr stellte war: „Na und? Haben Sie ihn gesehen?“ Und Gagarin antwortete: „Njet“. Er hatte Gott nicht im Weltraum gesehen. Für die sowjetische Propaganda war dies der Beweis, was für ein Unsinn die christliche Religion doch sei. Die Sowjetunion ist längst Geschichte und die Christen gibt es noch immer.

Mit Himmel ist in der Bibel nicht der Himmel über unseren Köpfen gemeint. Die Bibel meint den für uns unsichtbaren Machtbereich Gottes. Eine Dimension, die uns Menschen verschlossen ist. Im Englischen bezeichnet man mit „Sky“ den Himmel über uns und mit „Heaven“ die unsichtbare Wirklichkeit Gottes. Jesus ist in diese Wirklichkeit aufgenommen worden. Das besagt die Himmelfahrtsgeschichte so, wie wir sie eben in der Lesung gehört haben.

 Jesus ist jetzt da, wo Gott ist. Das Glaubensbekenntnis, bringt dies mit den Worten zum Ausdruck: „er sitzt zur Rechten Gottes des Allmächtigen Vaters“. Und das Lied „Jesus Christus herrscht als König“, welches wir gerade gesungen haben sagt das Gleiche: Jesus ist bei Gott!

Dennoch ist das mit der Himmelfahrt nicht leicht zu verstehen, das hat doch so was Unbegreifliches, ja beinahe mystisches. Die einen, so wie wir hier heute Morgen, feiern das mit einem Gottesdienst. Andere feiern Vatertag und viele Väter machen sich auf den Weg um mit Ihresgleichen einen feuchtfröhlichen Tag zu verbringen.

In der Bibel lesen wir:  Die Jünger erlebten unglaubliches, was sie gerade erlebt hatten. Da sind wir aber nicht alleine, wenn wir das nicht so ohne weiteres glauben können. Unglaublich war das, was die Jünger gerade erlebt hatten, Sie standen da und sahen zum Himmel. Solange bis sie Boten Gottes an ihren Auftrag erinnerten und sie machten sich auf den Weg nach Jerusalem.

Es dauerte noch ein bisschen, genau genommen bis Pfingsten, bis die Jünger, getrieben von der Kraft des Heiligen Geistes, das sein konnten, was Jesus ihnen bei seiner Himmelfahrt zugesagt hatte: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein!“

 Da sind dann die Jünger an der Reihe weiterzugeben, was sie gehört, gesehen und erlebt haben von und mit Jesus Christus. Die ersten Gemeinden entstehen und die Botschaft von Jesus Christus breitet sich aus, nämlich: dass nunmehr mit dem Leben, Sterben und der Auferweckung Jesu von Gott her alles Wichtige gesagt und getan ist. Wer sich auf ihn ausrichtet kann wissen, was er glauben, was er tun und was er hoffen kann. Und das, liebe Gemeinde, galt damals, durch die Zeiten, bis heute und wird in Ewigkeit gültig sein.

Aber damals waren und heute sind da Mächte, die das Ausbreiten der Botschaft von Jesus Christus verhindern. Damals ließ sich gar der römische Kaiser „unser Herr und Gott“ nennen. Die junge Christenheit steckte in einer Krise. Ja, schlimmer, jene, die seine Gottheit nicht anerkannten, wurden verfolgt.

 Der Bibelabschnitt, der als Predigttext für heute vorgeschlagen ist, wollte die Gemeinden damals aufrichten und ermutigen.

 Predigttext   Ich lese aus der Offenbarung 1, 4 – 8

Gruß an die sieben Gemeinden

4 Johannes schreibt an die sieben Gemeinden in der Provinz Asia: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,

5 und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge,                                          der Erstgeborene von den Toten und Fürst der Könige auf Erden!                             Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut

7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Stämme der Erde.

8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.

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So weit  Worte aus der Offenbarung des Johannes  (Kapitel 1, die Verse 4 – 8J

In Vers 11 werden diese sieben Gemeinden namentlich aufgeführt: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.Allerdings bedeutet “sieben Gemeinden” mehr als nur die hier aufgeführten Gemeinden in der heutigen Türkei, sondern sie drücken eine bestimmte Botschaft aus. Sieben ist die göttliche Vollzahl. So ist hier die Gemeinde Jesu überall und zu jeder Zeit gemeint. Auch wir, hier heute Morgen gehören zu den Adressaten dieses Grußes. Die Botschaft gilt auch uns.

Dieser Gruß ist nicht von irgendwem, sondern von Gott, von Jesus Christus und vom Heiligen Geist. Hier geht es um Gnade und Friede.

„Gnade“ Ein Wort, das für unsere Ohren eher altertümlich klingt..  Das meint nicht, dass es uns gut gehen muss, und wir uns keine Sorgen machen müssen. Jesus hat uns mit seinem Leben und mit seinem Sterben gezeigt, was Gottes Gnade ist.

Johannes beschreibt es mit den Worten: „Er hat uns erlöst von unseren Sünden durch sein Blut.“
Gottes Gnade besteht darin, dass er uns liebt.
Einen Menschen lieben, heißt: ihn gelten lassen, mit seinen Ecken und Kanten.
für ihn da sein, sich, wenn nötig, neben ihn, vor ihm und hinter ihm stehen.

Deshalb wurde er Mensch.
In Jesus Christus bekam seine Liebe zuuns Menschen Hände und Füße. So wurde möglich, dass er uns erlöst von unseren Sünden

 „Gnade“ der erste Teil des Grußes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien und auch an uns heute.

… und Johannes wünscht Frieden. Der war genauso ersehnt wie heute, im Großen, wie im Kleinen.

Den Frieden, unsere innere Unruhe, und Zerrissenheit,                                                 in ihren Fragen und Zweifeln jetzt und hier was uns manchmal nicht zur Ruhe zum inneren Frieden kommen läßt.? ——

 „Gnade sei mit euch und Friede.“

Feierlich mutet unser Predigttext, wie Martin Luther ihn übersetzt hat, an. Da geht es um Rückblick, Einblick und Ausblick in Gottes Pläne auf das, was kommt. Dieser Rückblick sagt uns, dass Gott immer da war von Anbeginn der Zeit! Er war auch in unserer Vergangenheit da hier und jetzt, in deiner und meiner Gegenwart, in der Gegenwart der Welt bis in Ewigkeit.

In diesem Bewusstsein leben zu dürfen.

So grüßt Johannes,: „Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt.“

Das ist geschrieben an Menschen damals und uns heute, die wir mitten in der Welt stehen, uns umsehenund erkennen müssen: Hier sind bei weitem keine himmlischen Zustände. Wir schauen auf die politische Lage, bei uns und anderswo.

Wir sehen unbarmherzige Machthaber und Menschen, die in ihrer Verzweiflung die Heimat verlassen und nach einer neuen Bleibe suchen.

Wir sehen die, welche Macht ausüben und welche die darunter leiden.

Wir sehen die, die auf riesigen Waffenarsenalen sitzen und Angst und Schrecken verbreiten.

Wir sehen Naturkatastrophen und müssen erkennen, dass da auch der Mensch seine Hand im Spiel hat. Er sollte die Erde bebauen und bewahren, aber das Bewahren ist auf der Strecke geblieben.

Ja, da sind all die Dinge, die uns ganz persönlich beschäftigen, der Alltag mit seinen Anforderungen, wir wissen manchmal nicht wo uns der Kopf steht und hoffen, dass es doch irgendwie gut wird.

Und so sitzen wir jetzt hier im Gottesdienst an Christi Himmelfahrt und beschäftigen uns mit diesem Text aus der Offenbarung des Johannes, und müssen uns überlegen, was hat das mit uns zu tun. Ich glaube, er möchte uns einladen, doch hin und wieder den Blick zum Himmel zu richten, nicht zu dem Himmel über uns, sondern innerlich uns dem allmächtigen Gott zuwenden. So wie es

Im  Vers 8 unseres Predigttextes heißt :

„Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“

Der Blick dahin ist nichts für weltfremde Träumer, in Hans-Guck-in-die-Luft-Manier. Dieser Blick zum „Himmel“ ist das Ausrichten auf Gott. Er ist A und O, Anfang und Ende von allem was war und ist und sein wird.

Wir sind ihm wichtig! Mit diesem allmächtigen Gott sind wir immerhin per du, dürfen ihn „unseren Vater“ nennen.

Und dann ist da ein konkreter Text, nämlich die Wiederkunft Jesu: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen.“ So schreibt Johannes.

Bis es soweit ist haben wir die Zusage Jesu: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ In diesem Bewusstsein feiern wir Himmelfahrt, ohne weltfremd zu träumen.

Martin Luther hat das so ausgedrückt: „Christi Himmelfahrt und sein Sitzen zu Rechten Gottes muss man ein tätig und kräftig Ding sein lassen, das bis heute wirkt. Darum hüten wir uns zu denken, dass er jetzt weit weg von uns sei, sondern grad umgekehrt: 
„da er auf Erden war, war er uns fern, jetzt ist er uns nahe.“

AMEN

 Und Gott wird uns seinen Frieden schenken, den Frieden, der all unser Verstehen, all unsere Vernunft übersteigt, der unsere Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahrt.