Sieben und mehr erste Osterworte Jesu – Sechste Station: „Habt ihr was zu essen da?“

Sieben und mehr erste Osterworte Jesu
Ein Auferstehungsweg in der 2. Woche nach Ostern bzw. in der orthodoxen Osterwoche 2020

Sechste Station: „Habt ihr was zu essen da?“

Psalmgebet aus Psalm 96
Singet dem HERRN ein neues Lied;
singet dem HERRN, alle Welt!
Singet dem HERRN und lobet seinen Namen,
verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit,
unter allen Völkern von seinen Wundern!
Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich,
das Meer brause und was darinnen ist;
das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist;
jauchzen sollen alle Bäume im Walde
vor dem HERRN; denn er kommt,
denn er kommt, zu richten das Erdreich.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.

Biblische Geschichte aus Lukas 24:
»Warum seid ihr so erschrocken?«, sagte Jesus. »Und wie kommt es, dass solche Zweifel in euren Herzen aufsteigen? Schaut euch meine Hände und meine Füße an: Ich bin es wirklich! Berührt mich und über-zeugt euch selbst! Ein Geist hat doch nicht Fleisch und Knochen, wie ihr sie an mir seht.« Und er zeigte ihnen seine Hände und seine Füße.
Da sie es vor Freude immer noch nicht glauben konnten und vor Stau-nen kein Wort herausbrachten, fragte er sie: »Habt ihr etwas zu essen hier?«
Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch, und er nahm es und aß es vor ihren Augen.

Zur Besinnung
Gott ist im Kommen. Er bringt alles zu Recht.
Danach sehnt sich Psalm 96, darauf hofft er.
Und wenn Gott im Kommen ist, dann bricht die pure Freude aus. Alle Welt, auch Pflanzen, Felder, Wälder – sie jubeln und tanzen und singen und klingen.
Gott war im Kommen und brachte Jesus zu Recht.
Der Maler Tiepolo malte um 1749 in der venezianischen Kirche S.Polo als Deckengemälde einen fröhlich erlösten Jesus. Er tanzt in den Himmel.
Im Himmel. Irgendwie spöttisch scheint er den Tod, in dem er gerade noch gefangen war, zu zu winken. Ihn auszulachen.
Früher gab es extra Osterwitze, sogar von der Kanzel. Die Leute sollten Lachen. Sie sollen dem durch Jesus von Gott besiegten Tod ins Gesicht lachen.
Osterhumor ist älter.
Z.B. so alt wie diese Geschichte, die Lukas erzählt. WIE er sie erzählt.
Bei allem Ernst, der in dieser Geschichte gewiss steckt:
Man stelle sich vor:
Jesus erscheint den Jüngern wie ein Geist.
Geisterstunde! Denn als die beiden anderen aus Emmaus wieder da waren, war es ja mitten in der Nacht. Mitternacht! Geisterstunde…
Dann wird es immer bedeutungsvoller,
Jesu großes Wort (siehe 5. Station) vom Frieden,
seine Fragen und so weiter,
und dann diese Frage:
„Habt ihr (eigentlich) was zu essen da?“
Mindestens Lächeln ist hier angesagt.
Mitten in der Todesgeschichte dieser Welt dieses heitere österliche Mahl.
Fisch. Kein Osterei. Osterfisch…

Humor in der Ostergeschichte:
Humor kommt von Humus „Erde“.
Humor ist eine geistes- und Herzenshaltung, die erdet. Aber auf heitere Weise. Gleichsam ein Tanz auf dem Boden. Also anders als bei Tiepolo…
Damit wird deutlich:
Auch wenn Jesus wie Gott unsichtbar überall anwesend ist – er bleibt geerdet.
Gott bleibt geerdet. Die Geschichte der Menschwerdung Gottes geht im Lichte von Ostern weiter – in alle Welt. In aller Zeit.
Also jetzt auch hier.

Habt ihr was zu essen da?
Wie der große Philosoph fragt:
Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und was gibt’s heut zu Mittag?

Ähnlich leise lächelnd erzählt der Evangelist Johannes, der Auferstandene Jesus wäre wie ein Fremder am See Genezareth seinen Jüngern erschienen. Die waren dahin wieder zurückgekehrt, gingen alter Arbeit nach, aber hatten nichts gefangen. Der Fremde bittet sie um ein wenig Fisch, da rudern sie wieder auf den See, vielleicht wird’s doch noch was.
Und es wurde was, ein großer Fang. Sie rudern zurück und jetzt erkennt Petrus: Das ist Jesus.
Ehe es dann aber zu einer entscheidenden Aussprache zwischen Jesus und Petrus kommt – als die Jünger anlanden, hat Jesus bereits ein Feuer entfacht und Fisch (woher???) gebraten. Also gegrillt. Nein, Jesus war kein Saarländer – aber es steckt ein feines Lächeln in der Geschichte:
Nicht wir beliefern Jesus, er bedient uns.

Auf diese österlich-heitere Szene blickend hat die große Kirchenlehrerin und Zeitgenossin Martin Luthers, die Äbtissin Theresa von Avila ein Gebet geschrieben, das gerade weil es so heiter klingt, ganz ernst gemeint ist. Im Folgenden eine Kurzfassung:

Gebet:
O Herr der Töpfe und Pfannen,
ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein
und dir zu Wohlgefallen in der Nacht zu wachen,
auch kann ich nicht meditieren in der Morgendämmerung.
Mache mich zu einer Heiligen,
in dem ich Mahlzeiten zubereite
und Teller wasche.
Nimm an meine rauhen Hände,
weil sie für dich rauh geworden sind.
Kannst du meinen Spüllappen als einen Geigenbogen gelten lassen,
der himmlische Harmonie hervorbringt auf der Pfanne?
Sie ist so schwer zu reinigen und ach, so bscheulich.
Herr, nimm meine Betrachtung an,
weil ich keine Zeit habe für mehr.
Erwärme die ganze Küche mit deiner Liebe
Und erleuchte sie mit deinem Frieden.
Vergib mir, dass ich mich so absorge,
und hilf mir, dass mein Murren aufhört.
Herr, der du das Frühstück am See bereitet hast,
Amen.