Predigt zu Himmelfahrt 2018 (Prädikantin Katharina Peter)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft, die der Heilige Geist schafft, sei mit uns allen.

AMEN

Christi Himmelfahrt, liebe Gemeinde, steht heute im Kalender.

Schön, so ein Feiertag, mitten in der Woche. Man kann doch alles Mögliche unternehmen an so einem Tag. Aber – Himmelfahrt – ist das nicht doch eher ein Tag für weltfremde Träumer, die nicht sehen, was um sie herum geschieht, die ihren Blick nur zum Himmel richten?

Da fällt mir die Geschichte von Hans-Guck-in-die-Luft ein aus dem Kinderbuch da heißt es:

,,Der Struwwelpeter“:

„Wenn der Hans zur Schule ging,
stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
schaut er aufwärts allenthalben.
Vor die eignen Füße dicht, ja, da sah der Bursche nicht. – wer braucht schon weltfremde Träumer.

 

Ende der 50´er Jahre gab es einen Wettlauf zwischen der Sowjetunion und den USA. Es ging darum wer den ersten Menschen in den Weltraum bringt. Am 12. April 1961 war es soweit: Der Russe Jurij Gagarin war der erste Mensch im Weltraum. Eine der ersten Fragen, die man ihm nach seiner Rückkehr stellte war: „Na und? Haben Sie ihn gesehen?“ Und Gagarin antwortete: „Njet“. Er hatte Gott nicht im Weltraum gesehen. Für die sowjetische Propaganda war dies der Beweis, was für ein Unsinn die christliche Religion doch sei. Die Sowjetunion ist längst Geschichte und die Christen gibt es noch immer.

Mit Himmel ist in der Bibel nicht der Himmel über unseren Köpfen gemeint. Die Bibel meint den für uns unsichtbaren Machtbereich Gottes. Eine Dimension, die uns Menschen verschlossen ist. Im Englischen bezeichnet man mit „Sky“ den Himmel über uns und mit „Heaven“ die unsichtbare Wirklichkeit Gottes. Jesus ist in diese Wirklichkeit aufgenommen worden. Das besagt die Himmelfahrtsgeschichte so, wie wir sie eben in der Lesung gehört haben.

 Jesus ist jetzt da, wo Gott ist. Das Glaubensbekenntnis, bringt dies mit den Worten zum Ausdruck: „er sitzt zur Rechten Gottes des Allmächtigen Vaters“. Und das Lied „Jesus Christus herrscht als König“, welches wir gerade gesungen haben sagt das Gleiche: Jesus ist bei Gott!

Dennoch ist das mit der Himmelfahrt nicht leicht zu verstehen, das hat doch so was Unbegreifliches, ja beinahe mystisches. Die einen, so wie wir hier heute Morgen, feiern das mit einem Gottesdienst. Andere feiern Vatertag und viele Väter machen sich auf den Weg um mit Ihresgleichen einen feuchtfröhlichen Tag zu verbringen.

In der Bibel lesen wir:  Die Jünger erlebten unglaubliches, was sie gerade erlebt hatten. Da sind wir aber nicht alleine, wenn wir das nicht so ohne weiteres glauben können. Unglaublich war das, was die Jünger gerade erlebt hatten, Sie standen da und sahen zum Himmel. Solange bis sie Boten Gottes an ihren Auftrag erinnerten und sie machten sich auf den Weg nach Jerusalem.

Es dauerte noch ein bisschen, genau genommen bis Pfingsten, bis die Jünger, getrieben von der Kraft des Heiligen Geistes, das sein konnten, was Jesus ihnen bei seiner Himmelfahrt zugesagt hatte: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein!“

 Da sind dann die Jünger an der Reihe weiterzugeben, was sie gehört, gesehen und erlebt haben von und mit Jesus Christus. Die ersten Gemeinden entstehen und die Botschaft von Jesus Christus breitet sich aus, nämlich: dass nunmehr mit dem Leben, Sterben und der Auferweckung Jesu von Gott her alles Wichtige gesagt und getan ist. Wer sich auf ihn ausrichtet kann wissen, was er glauben, was er tun und was er hoffen kann. Und das, liebe Gemeinde, galt damals, durch die Zeiten, bis heute und wird in Ewigkeit gültig sein.

Aber damals waren und heute sind da Mächte, die das Ausbreiten der Botschaft von Jesus Christus verhindern. Damals ließ sich gar der römische Kaiser „unser Herr und Gott“ nennen. Die junge Christenheit steckte in einer Krise. Ja, schlimmer, jene, die seine Gottheit nicht anerkannten, wurden verfolgt.

 Der Bibelabschnitt, der als Predigttext für heute vorgeschlagen ist, wollte die Gemeinden damals aufrichten und ermutigen.

 Predigttext   Ich lese aus der Offenbarung 1, 4 – 8

Gruß an die sieben Gemeinden

4 Johannes schreibt an die sieben Gemeinden in der Provinz Asia: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,

5 und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge,                                          der Erstgeborene von den Toten und Fürst der Könige auf Erden!                             Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut

7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Stämme der Erde.

8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.

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So weit  Worte aus der Offenbarung des Johannes  (Kapitel 1, die Verse 4 – 8J

In Vers 11 werden diese sieben Gemeinden namentlich aufgeführt: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.Allerdings bedeutet “sieben Gemeinden” mehr als nur die hier aufgeführten Gemeinden in der heutigen Türkei, sondern sie drücken eine bestimmte Botschaft aus. Sieben ist die göttliche Vollzahl. So ist hier die Gemeinde Jesu überall und zu jeder Zeit gemeint. Auch wir, hier heute Morgen gehören zu den Adressaten dieses Grußes. Die Botschaft gilt auch uns.

Dieser Gruß ist nicht von irgendwem, sondern von Gott, von Jesus Christus und vom Heiligen Geist. Hier geht es um Gnade und Friede.

„Gnade“ Ein Wort, das für unsere Ohren eher altertümlich klingt..  Das meint nicht, dass es uns gut gehen muss, und wir uns keine Sorgen machen müssen. Jesus hat uns mit seinem Leben und mit seinem Sterben gezeigt, was Gottes Gnade ist.

Johannes beschreibt es mit den Worten: „Er hat uns erlöst von unseren Sünden durch sein Blut.“
Gottes Gnade besteht darin, dass er uns liebt.
Einen Menschen lieben, heißt: ihn gelten lassen, mit seinen Ecken und Kanten.
für ihn da sein, sich, wenn nötig, neben ihn, vor ihm und hinter ihm stehen.

Deshalb wurde er Mensch.
In Jesus Christus bekam seine Liebe zuuns Menschen Hände und Füße. So wurde möglich, dass er uns erlöst von unseren Sünden

 „Gnade“ der erste Teil des Grußes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien und auch an uns heute.

… und Johannes wünscht Frieden. Der war genauso ersehnt wie heute, im Großen, wie im Kleinen.

Den Frieden, unsere innere Unruhe, und Zerrissenheit,                                                 in ihren Fragen und Zweifeln jetzt und hier was uns manchmal nicht zur Ruhe zum inneren Frieden kommen läßt.? ——

 „Gnade sei mit euch und Friede.“

Feierlich mutet unser Predigttext, wie Martin Luther ihn übersetzt hat, an. Da geht es um Rückblick, Einblick und Ausblick in Gottes Pläne auf das, was kommt. Dieser Rückblick sagt uns, dass Gott immer da war von Anbeginn der Zeit! Er war auch in unserer Vergangenheit da hier und jetzt, in deiner und meiner Gegenwart, in der Gegenwart der Welt bis in Ewigkeit.

In diesem Bewusstsein leben zu dürfen.

So grüßt Johannes,: „Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt.“

Das ist geschrieben an Menschen damals und uns heute, die wir mitten in der Welt stehen, uns umsehenund erkennen müssen: Hier sind bei weitem keine himmlischen Zustände. Wir schauen auf die politische Lage, bei uns und anderswo.

Wir sehen unbarmherzige Machthaber und Menschen, die in ihrer Verzweiflung die Heimat verlassen und nach einer neuen Bleibe suchen.

Wir sehen die, welche Macht ausüben und welche die darunter leiden.

Wir sehen die, die auf riesigen Waffenarsenalen sitzen und Angst und Schrecken verbreiten.

Wir sehen Naturkatastrophen und müssen erkennen, dass da auch der Mensch seine Hand im Spiel hat. Er sollte die Erde bebauen und bewahren, aber das Bewahren ist auf der Strecke geblieben.

Ja, da sind all die Dinge, die uns ganz persönlich beschäftigen, der Alltag mit seinen Anforderungen, wir wissen manchmal nicht wo uns der Kopf steht und hoffen, dass es doch irgendwie gut wird.

Und so sitzen wir jetzt hier im Gottesdienst an Christi Himmelfahrt und beschäftigen uns mit diesem Text aus der Offenbarung des Johannes, und müssen uns überlegen, was hat das mit uns zu tun. Ich glaube, er möchte uns einladen, doch hin und wieder den Blick zum Himmel zu richten, nicht zu dem Himmel über uns, sondern innerlich uns dem allmächtigen Gott zuwenden. So wie es

Im  Vers 8 unseres Predigttextes heißt :

„Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“

Der Blick dahin ist nichts für weltfremde Träumer, in Hans-Guck-in-die-Luft-Manier. Dieser Blick zum „Himmel“ ist das Ausrichten auf Gott. Er ist A und O, Anfang und Ende von allem was war und ist und sein wird.

Wir sind ihm wichtig! Mit diesem allmächtigen Gott sind wir immerhin per du, dürfen ihn „unseren Vater“ nennen.

Und dann ist da ein konkreter Text, nämlich die Wiederkunft Jesu: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen.“ So schreibt Johannes.

Bis es soweit ist haben wir die Zusage Jesu: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ In diesem Bewusstsein feiern wir Himmelfahrt, ohne weltfremd zu träumen.

Martin Luther hat das so ausgedrückt: „Christi Himmelfahrt und sein Sitzen zu Rechten Gottes muss man ein tätig und kräftig Ding sein lassen, das bis heute wirkt. Darum hüten wir uns zu denken, dass er jetzt weit weg von uns sei, sondern grad umgekehrt: 
„da er auf Erden war, war er uns fern, jetzt ist er uns nahe.“

AMEN

 Und Gott wird uns seinen Frieden schenken, den Frieden, der all unser Verstehen, all unsere Vernunft übersteigt, der unsere Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahrt.