Sieben und mehr erste Osterworte Jesu – Vierte Station: Emmaus, die II.: „Musste Christus nicht dies alles erleiden“?

Ein Auferstehungsweg in der 2. Woche nach Ostern
bzw. in der orthodoxen Osterwoche 2020

Vierte Station: Emmaus, die II.:
„Musste Christus nicht dies alles erleiden“?

Psalmgebet: Psalm 23
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Die biblische Geschichte aus Lukas 24:
»Was ist denn geschehen?«, fragte Jesus. Sie erwiderten: »Es geht um Jesus von Nazaret, der sich durch sein Wirken und sein Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen hatte.
Ihn haben unsere führenden Priester und die anderen führenden Männer zum Tod verurteilen und kreuzigen lassen.
Und wir hatten gehofft, er sei es, der Israel erlösen werde! Heute ist außerdem schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
Doch nicht genug damit: Einige Frauen aus unserem Kreis haben uns auch noch in Aufregung versetzt. Sie waren heute früh am Grab
und fanden seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, Engel seien ihnen erschienen und hätten ihnen gesagt, dass er lebt.
Daraufhin gingen einige von uns zum Grab und fanden alles so, wie es die Frauen berichtet hatten. Aber ihn selbst sahen sie nicht.«
Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr unverständigen Leute! Wie schwer fällt es euch, all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben!
Musste denn der Messias nicht das alles erleiden, um zu seiner Herrlichkeit zu gelangen?«
Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei sämtlichen Propheten.
So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wollte er weitergehen.
Aber die beiden Jünger hielten ihn zurück. »Bleib doch bei uns!«, baten sie. »Es ist schon fast Abend, der Tag geht zu Ende.« Da begleitete er sie hinein und blieb bei ihnen.
Als er dann mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es ihnen.
Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch im selben Augenblick verschwand er; sie sahen ihn nicht mehr.
»War uns nicht zumute, als würde ein Feuer in unserem Herzen brennen, während er unterwegs mit uns sprach und uns das Verständnis für die Schrift öffnete?«, sagten sie zueinander.

Unverzüglich brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück.

Zur Besinnung:
Es tut gut, sich jemandem anzuvertrauen. Es ist gut, dass Jesus immer wieder nachfragt. Und so fangen sie an, im Laufe des Gesprächs dem Leiden eine Bedeutung abzugewinnen. Und auf einmal können sie dem Tod Jesu einen Sinn für sich abgewinnen.
„Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“
Ich weiß nicht, an welche Stellen der Heiligen Schriften Israels (also unser Altes Testament) Jesus erinnerte und damit das Schreckliche und zugleich zutiefst Geheimnisvolle des Todes am Kreuz deutete.
Vielleicht war es unter anderem folgender Abschnitt aus dem Jesajabuch, ein Abschnitt, der zumindest den frühen Christen sehr half, Worte für das Mysterium von Karfreitag und Ostern zu finden. Wenn schon nicht eigene, so doch Bibelworte wie diese:
Wer glaubt dem, was uns verkündet wurde,
und an wem ist der Arm des HERRN offenbart?
Fürwahr, er trug unsre Krankheit
und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt
und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unsrer Abtrünnigkeit willen verwundet
und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,
und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir gingen alle in die Irre wie Schafe,
ein jeder sah auf seinen Weg.
Und er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen,
da er für die Missetat seines Volks geplagt war.
Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen
und bei Übeltätern, als er gestorben war,
wiewohl er niemand Unrecht getan hat
und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat,
wird er Nachkommen haben und lange leben,
und des HERRN Plan wird durch ihn gelingen.
Weil seine Seele sich abgemüht hat,
wird er das Licht schauen und die Fülle haben.
Durch seine Erkenntnis wird er,
mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen;
denn er trägt ihre Sünden.

Jesus als Knecht Gottes, und der Ort von Golgatha und der Friedhof ein Ort, wo Gott nicht da ist und doch viel gegenwärtiger als gedacht.
Jedenfalls können die zwei mit Hilfe des Weggefährten den dunklen Erinnerungen einen tiefen Sinn abgewinnen:
„Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“

Am Ende des Weges wollen sie den Fremden nicht ziehen lassen: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.“ In der Gemeinschaft mit ihm schnürt die Trauer nicht mehr den Hals zu. Jetzt können die beiden Jünger erstmals seit Tagen wieder etwas essen und trinken. Sie haben wieder Teil am Leben, die Lebensfreude kehrt zurück. Während sie essen, nimmt Jesus das Brot, dankt, bricht es und gibt es ihnen. Da erkennen sie ihn als den von den Toten Auferstandenen. Auch wenn er sich nun ihren Blicken entzieht, wissen sie, dass das Leben stärker ist als der Tod. Nun begreifen die beiden Jünger den Sinn des leeren Grabes. Sie können dieses Zeichen deuten, wie sie im Brechen des Brotes erkennen, dass Jesus als Christus vom Tode erstanden ist. Nun können sie sich freuen, ohne die dunkle Erinnerung zu verdrängen. Sie können umkehren und den Weg zurückgehen, den sie zuvor gegangen waren. Sie können wieder den Ort betreten, den sie eben noch verlassen zu müssen meinten, die Stätte der Trauer und der Verzweiflung. Und dieser Weg erscheint ihnen wie eine Rückkehr ins Leben, wie eine Heimkehr aus der Dunkelheit an den Ort des Lichtes. Am Ende können sie glauben und bekennen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Sie brauchen nicht ein Aufputschgetränk – der Jubelruf selber verleiht ihnen Flügel. So kommen sie bei den anderen wieder an.

Anregung zu einer kleinen Übung:
Gezwungenermaßen ist es still geworden auf den Straßen und am Himmel. Die allgemeine Betriebsamkeit ist unterbrochen. Für viele eine schwere Zeit. Und doch – eben eine Zeit der Stille.
Sonst ist es schwer, für sich eine Zeit der Stille zu finden. Nun lade ich ein, das zu nutzen:
In der Stille des Morgens oder abends oder auch mitten am Tag:
Sich hinsetzen. Die stille wahrnehmen. In die Stille lauschen, sie in sich aufnehmen.
Und dann – vielleicht – auch folgendem nachdenken in der Stille Raum geben:
Wo im Rückblick konnte ich Gottes Fügung erkennen?
Und damit neu in die Zukunft aufbrechen?
Denn wir leben nicht, um am Ende einzugehen, sondern sterben, um einzugehen in die Herrlichkeit

Ein Gebet aus dem Evangelischen Gesangbuch (bayr. Ausgabe):
O unvertrauter Gott,
wir suchen Dich an Orten,
die Du schon verlassen hast,
und sehen Dich nicht,
selbst wenn Du vor uns stehst.
Gib, dass wir Dich in Deiner Fremdheit erkennen
und uns nicht an vertrauten Schmerz klammern,
sondern frei sind,
die Auferstehung zu verkünden,
im Namen Christi.
(Janet Morley)

Ein kleiner Lobpreis aus dem Lied „ER ist erstanden“
Verse 4 und 5

Geht und verkündigt, dass Jesus lebt,
darüber freu sich alles, was lebt.
Was Gott geboten, ist nun vollbracht,
Christ hat das Leben wiedergebracht.
Lasst uns lobsingen vor unserem Gott,
der uns erlöst hat vom ewigen Tod.
Sünd ist vergeben, Halleluja!
Jesus bringt Leben, Halleluja!

Er ist erstanden, hat uns befreit;
dafür sei Dank und Lob allezeit.
Uns kann nicht schaden Sünd oder Tod,
Christus versöhnt uns mit unserm Gott.
Lasst uns lobsingen vor unserem Gott,
der uns erlöst hat vom ewigen Tod.
Sünd ist vergeben, Halleluja!
Jesus bringt Leben, Halleluja!


(Verse 4 u. 5 von EG 116; T.: Ulrich Leupold 1969 nach dem Suaheli-Lied „Mfurahini Haleluya“ von Bernard Kyamanywa. M.: aus Tansania)