Sieben und mehr erste Osterworte Jesu – 3. Station: Emmaus die I. : „Was verhandelt ihr da gerade?“

Ein Auferstehungsweg in der 2. Woche nach Ostern
bzw. in der orthodoxen Osterwoche 2020

3. Station: Emmaus die I. : „Was verhandelt ihr da gerade?“

(Fensterbild aus der Martinskirche)

Ein Psalmgebet: Verse aus Psalm 139
HERR, du erforschest mich
und kennest mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehst alle meine Wege.
Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, HERR, nicht alles wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein -,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Finsternis ist wie das Licht.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz;
prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.
Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin,
und leite mich auf ewigem Wege.

Biblische Geschichte aus Lukas 24:
Am selben Tag gingen zwei von den Jüngern nach Emmaus, einem Dorf, das zwei Stunden von Jerusalem entfernt liegt. Unterwegs sprachen sie miteinander über alles, was in den zurückliegenden Tagen geschehen war; und während sie so miteinander redeten und sich Gedanken machten, trat Jesus selbst zu ihnen und schloss sich ihnen an. Doch es war, als würden ihnen die Augen zugehalten: Sie erkannten ihn nicht.
»Worüber redet ihr denn miteinander auf eurem Weg?«, fragte er sie. Da blieben sie traurig stehen, und einer von ihnen – er hieß Kleopas – meinte: »Bist du der Einzige, der sich zur Zeit in Jerusalem aufhält und nichts von dem weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?« –
»Was ist denn geschehen?«, fragte Jesus.

Zur Besinnung:
Man kannte Jesus sehr gut und verstand ihn doch (noch) nie so recht. So erging es seinen Jünger*innen. Und auch anderen. Erst recht seine Todfeinde haben nicht verstanden, wofür Jesus warb und einstand.
Aber man erkannte ihn immer wieder, wenn man ihm begegnete. Sogar Leute, die ihn nur vom Hören-Sagen kannten und seine heilsame Nähe suchten, erkannten sofort: Das ist er.
Nach Ostern ist das ein wenig anders. Eigentlich ganz anders. Obwohl Jesus derselbe geblieben ist und sich absolut treu bleibt.
Es ist wie mit Gott. Gott bleibt sich absolut treu als der, der für uns liebend geschieht und ist doch im Zweifelsfall der, der so ganz anders ist als die Bilder, die wir von ihm haben (Von A wie „Allmächtiger“ bis Z wie „Zorniger“). Gott geht mit, und man erkennt ihn nicht, weil er sich so überraschend anders zeigt.
Und das ist mit Jesus als gottewig Lebendiger nun nach Ostern anscheinend genauso.
Maria erkennt ihn nicht,
und die beiden traurigen Gestalten auch nicht.
Sie wollen nur noch Weg vom Ort geplatzter Hoffnungen und zerstörten Glaubens, ab nach Hause, Decke über den Kopf.
Aber auch das ist ein Weg, den jemand mitgeht.
Zufall? Notwendigkeit?
Und Jesu wieder erstes Wort an die beiden ist eine Frage:
Womit seid ihr beschäftigt? Was aus dem, was war oder was kommen könnte, beschäftigt euch so, dass ihr nicht offen seid für das, was jetzt geschieht? Dass ihr z.B. jetzt nicht alleine seid? Das WIR zusammen den Weg gehen. Diesen Weg zu euch nach Hause?

So mag Jesus ganz unerkannt auch nach uns fragen. Etwa bei einer Begegnung, der wir nicht ausweichen können.
Wie wenn ein Kind den Homeofficeplatz der Eltern stürmt und sein Anliegen hat.
Jesus fragt nach uns –
womit sind wir beschäftigt? Was aus dem, was war und was kommen könnte, verappt uns gewissermaßen die Sinne?
Können wir beschäftigt wieder offen werden

  • für (s)eine biblische Botschaft
  • für das Lied der Lerche, die unter wirklich blauem Himmel singt
  • für das wunderbare, das Menschen gerade einfällt, womit sie einander helfen und kreativ tatsächlich Lust auf Leben und Zukunft machen?

Die Jünger hören die Frage des für Sie noch Fremden.
Das können sie noch.
Oder ist das bereits hier ein Wunder? Sie können wieder eine für sie hilfreiche Frage hören.
HÖREN unterwegs im Leben – das hilft auch beim Sehen…
Beim Hinsehen auf das, was war – und wie man dem eine hilfreiche Deutung geben kann. Dazu mehr bei der nächsten Station.

Vorschlag für eine kleine Übung:
Sie brauchen dafür ein schönes Blatt und einen schönen Stift (bitte genau das und nicht ein elektronisches Gerät!)
Notieren sie sich f etwas, was ganz wichtig wäre, mit jemandem (mit wem?) zu „verhandeln“ oder:
„Auf wen zu hören (!) nehme ich mir vor?“

Ein Gesangbuchlied als Gebet: Ich möchte, dass einer mit mir geht
Ich möcht’, dass einer mit mir geht,
der’s Leben kennt, der mich versteht,
der mich zu allen Zeiten kann geleiten.
Ich möcht’, dass einer mit mir geht.

Ich wart’, dass einer mit mir geht,
der auch im Schweren zu mir steht,
der in den dunklen Stunden mir verbunden.
Ich wart’, dass einer mit mir geht.

Es heißt, dass einer mit mir geht,
der’s Leben kennt, der mich versteht,
der mich zu allen Zeiten kann geleiten.
Es heißt, dass einer mit mir geht.

Sie nennen ihn den Herren Christ,
der durch den Tod gegangen ist;
er will durch Leid und Freuden mich geleiten.
Ich möcht’, dass er auch mit mir geht.

(EG 209; Text und Melodie: Hanns Köbler 1964)