Kreuzweg 2020 – 3. Station Palmsonntag

Jesus wird an das Kreuz genagelt

Zum Bild:
Unter dem Kreuz ist ein Hohlraum, eine Höhle – das Totenreich. Darin liegt ein Schädel. Er steht für den „Adam“, für den Menschen, der aus den Kräften dieser Erde ins Leben kam und dorthin zurückkehren muss. Für immer von Gott, Quelle des Lebens getrennt?
Hinter der Kreuzigungsszene eine Mauer. Sie trennt die Kreuzigung Jesu vom goldenen Himmel, von der heiligen Lebensfarbe Gottes. Kann sie das? Jesus wird vor den Toren Jerusalems gekreuzigt. Innerhalb der Stadtmauer ist der Tempel, DER Ort Gottes. Doch diese Trennung wird nicht so bleiben.
Denn: Jesus überragt auf dem Bild alles. Er lässt sich festnageln auf seine Liebe zu den Menschen.

Die Geschichte aus Bibel und Tradition:
Am Rande des Weges begegnete Jesus auch seiner Mutter Maria. Ihre Liebe wie auch ihre Traurigkeit ließen ihn Kraft suchen für den schweren Gang.
Das Hinrichtungskommando ergriff dann einen Mann aus Kyrene namens Simon, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus her trage.
In der Menge der Zuschauer auf dem Weg stand auch Veronika, eine junge Frau und Jüngerin Jesu. Sie reichte Jesus ein Tuch für sein Gesicht gegen das Blut, den Schweiß und den Dreck. Jesus nahm es dankbar und drückte sein Gesicht in den Stoff.
Eine Menschenmenge folgte Jesus auf dem Kreuzweg. Darunter waren auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Zu ihnen wandte Jesus sich um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder.
Zusammen mit Jesus wurden zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. Sie kreuzigten Jesus und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den ändern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Als Jesus Durst bekam, reichten sie ihm auf einem Ysopzweig einen Essigschwamm. Die Soldaten nahmen seine Kleider und verteilten sie untereinander.

Allen Evangelien und aller weiteren Tradition gemeinsam ist ein Satz:
„Und sie kreuzigten ihn“.

Zum Nachdenken:
Die Todesstrafe wird vollzogen.
Von drei Seiten schlagen die Hämmer, laut,
hart, dumpf. Die Männer nageln Ihn fest. Sie
sind ganz bei der Sache, sie machen ihre
Arbeit gewissenhaft, aus allen Richtungen tun
sie ihr Werk.
Einer hebt an einem Stab einen Schwamm
mit Essig empor. Jesus soll all die Bitternis
aufsaugen.
Tod durch Kreuzigung: Diese Grausamkeit ist für uns heute kaum mehr vorstellbar. In West-Deutschland ist die Todesstrafe seit 1949, in der damaligen DDR seit 1987 abgeschafft.
Und doch gibt es noch immer viele Länder auf der Erde, die nach ihrer gültigen Rechtsordnung schwere Vergehen mit dem Tod bestrafen. Oft resultieren solche Urteile dazu aus politischer Willkür oder Diskriminierung Andersdenkender, Anderslebender oder Andersgläubiger.
Auch die Todesstrafe für Jesus vor 2000 Jahren war ein Mord. Aus christlicher Sicht ist jede Todesstrafe menschenverachtend, lebensverachtend und gottesverachtend. Gott allein ist der Herr des Lebens.

In welchen Situationen hast du dich schon mal für andere eingesetzt, wenn Unrecht geschehen ist?
Gott, der Herr des Lebens – auch am Anfang und am Ende des Lebens?
Wer ist der Herr deines Lebens?

Zum Beten:
Jesus, Gewalt, Mord und Tod
gehören bis heute zu unserer Welt.
Wir bitten Dich um Kraft
für den Widerstand gegen das Töten,
um Mut zum Schutz des Lebens und darum,
dass Dein Reich komme.
Amen.

Das Kreuz ist aufgerichtet,
der große Streit geschlichtet.
Dass er das Heil der Welt
in diesem Zeichen gründe,
gibt sich für ihre Sünde
der Schöpfer selber zum Entgelt.

Er wollte, dass die Erde
zum Stern des Kreuzes werde,
und der am Kreuz verblich,
der sollte wiederbringen,
die sonst verlorengingen,
dafür gab er zum Opfer sich.

Er schonte den Verräter,
ließ sich als Missetäter
verdammen vor Gericht,
schwieg still zu allem Hohne,
nahm an die Dornenkrone,
die Schläge in sein Angesicht.

So hat es Gott gefallen,
so gibt er sich uns allen.
Das Ja erscheint im Nein,
der Sieg im Unterliegen,
der Segen im Versiegen,
die Liebe will verborgen sein.

Wir sind nicht mehr die Knechte
der alten Todesmächte
und ihrer Tyrannei.
Der Sohn, der es erduldet,
hat uns am Kreuz entschuldet.
Auch wir sind Söhne und sind frei.

EG 94
Text: Kurt Ihlenfeld 1967
Melodie: Manfred Schlenker 1977