Kreuzweg 5. Station – Dienstag der Heiligen Woche

Jesus wird vom Kreuz genommen

Zum Bild:
Maria empfängt ihren ersten Sohn. Wieder ist sie ganz Mutter. Auch in ihrem Schmerz. Auf der anderen Seite steht Johannes, Trauer in Person. Dazwischen zwei Personen, von denen das Neue Testament erzählt: Der wohlhabende Josef von Arimathäa riskierte sein Vermögen, um die Leiche Jesu von den Römern zu bekommen. Er hatte sich selbst bereits ein seinem Stand angemessenes Felsengrab in Jerusalem anlegen lassen. Das möchte er nun Jesus als letzte Ruhestätte stiften. Hier auf dem Bild ist er dargestellt, wie er Jesus im Arm hält und seiner Mutter reicht. Rechts unten wird von einem Pharisäer erzählt, Nikodemus geheißen, der Jesus eng verbunden war und zu dem Jesus sagte: Du bist nicht weit weg vom Reich Gottes. In der Passionsgeschichte taucht er eigentlich nicht auf, auf dem Bild schon: Er entfernt die Nägel. Auf was immer man Jesus festnageln wollte – Nikodemus zieht diese Nägel. Denn wie Gott ist er nicht „fest zu nageln“ – es sei denn, auf seine Liebe.

Die Geschichte aus der Bibel:
Lukas 23:
Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.
Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen!
Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um.
Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.
Und siehe, da war ein Mann mit Namen Josef, ein Ratsherr, der war ein guter und gerechter Mann.
Der hatte ihren Rat und ihr Handeln nicht gebilligt. Er war aus Arimathäa, einer jüdischen Stadt, und wartete auf das Reich Gottes.
Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu und nahm ihn herab vom Kreuz.

Zum Nachdenken:
Bist du schon einmal mit dem Tod in Berührung gekommen? Es kann seltsam sein, bei jemandem zu sein, den du noch ganz lebendig vor Augen hast, und nun ist diese Person tot.
Schon wenn ein Haustier stirbt, bist du in so einer seltsamen Situation. Noch einmal anfassen? Noch einmal streicheln? Selbst hinaustragen?
Es ist unglaublich schwer zu fassen, wenn ein Mensch stirbt, den du lieb hast. Vielleicht hilft es, wenn du den toten Menschen noch einmal siehst und sie oder ihn berührst. Nicht umsonst gibt es auch heute noch den Brauch, die Toten zu Hause feierlich aufzubahren. Egal wann und wo sie stattfindet: So eine letzte Begegnung mit einem geliebten Menschen ist wichtig für das Abschiednehmen. Gerade weil dieser Abschied so schwer fällt. Du musst es ja erst fassen:
Vor Kurzem sind wir uns noch begegnet, und nun spürst du, dass in der Hand, die du berührst, kein Leben mehr ist. Die verstorbene Person ist dir noch genauso lieb und gleichzeitig ganz fremd. Der Tod trennt uns. Aber du hältst diese allerletzte Begegnung und Berührung aus, weil dir dieser Mensch so lieb und wichtig war. Diese Liebe hört mit dem Tod nicht auf. Sie verändert sich nur, und sie lehrt, dass es gut ist, wenn wir mitten im Leben sorgsam und zärtlich miteinander umgehen.

Wo bist du mit dem Tod in Berührung gekommen?
Wie war das für dich? Was war schwierig? Was hat dir dabei geholfen?
Was erzählen dir andere von ihren Begegnungen mit dem Tod?

Zum Beten:
Jesus, Du hast die Menschen geliebt.
Deine Liebe hilft uns in den schwersten Momenten, auch in der Trauer, auch im Tod.
Hilf uns, Jesus, dass wir leben und lieben.
Amen.

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Zum Hintergrund dieser Texte:

Zum Freitag, den 3. April, luden wir ein zu einem ökumenischen Kreuzweg in Petterweil. Doch den aktuellen Umständen geschuldet können wir ihn so nicht begehen. Und sollten es auch nicht. Dennoch sollen das Material nicht umsonst gekauft und die Gedanken dazu nicht umsonst gemacht worden sein. Wir laden ein, diesen gemeinsamen Weg von Tag zu Tag bis Karfreitag auf diese Art zu gehen. Wir folgen den Gedanken des ökumenischen Kreuzweges der Jugend „Icon“. „Icons“ sind in der modernen Computerwelt kleine Zeichen, die man anklicken kann, um zu Informationen zu gelangen oder sonstwie den PC zu bedienen. Eigentlich aber steht englisch „Icon“ für „Ikone“. Das sind gemalte Glaubensbekenntnisse in der Bildersprache der Ostkirchen. Entlang solcher Ikonen denken wir, der Botschaft von Jesu Kreuz für unsere Lebenswirklichkeit nachzudenken.

Die Ikonen stammen von einem Ikonenkreuzweg, der in Dresden in der St.-Hubertus-Gemeinde hängt. Wer möchte, kann sich bei geeigneten Quellen zur spirituellen Tradition und künstlerischen Formensprache von Ikonen informieren. Wichtig für uns ist: Solche Bilder laden zum Verweilen ein. Man muss sie auf sich wirken lassen. Denn sie wollen etwas ins Herz des Betrachters hineinwirken lassen, was eigentlich nicht darstellbar und unbeschreiblich ist: Das Geheimnis der Liebe des einen dreifaltigen Gottes. So sind Sie eingeladen, vor allem das Bild zu betrachten. Dazu bieten wir in sehr verkürzter Form Texte und Anregungen aus dem Teilnehmerheft an. Das haben wir für Teilnehmende ja bestellt. Es liegen Exemplare aus in St. Bardo und in der Martinskirche zum Mitnehmen für die, die lieber das Heft in der Hand halten.